Diabetes

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung.

Der Ausdruck stammt aus dem Lateinischen bzw. Griechischen und bedeutet soviel wie honigsüßer Durchfluss (lat.: mellitus = honigsüß; griech.: Diabetes = Durchfluss).

Man unterscheidet 2 Typen von Diabetes:

  • Diabetes Typ 1: in diesem Fall kann der Körper nicht genug eigenes Insulin bilden.
  • Diabetes Typ 2: hier kann das zur Genüge vorhandene Insulin nicht ausreichend wirken (es besteht eine gewisse Insulinresistenz).

Weltweit leiden ca. 160 Millionen Menschen an Diabetes mellitus. Bis zum Jahr 2010 werden es über 210 Millionen sein! Typ 2 Diabetiker haben hier den weitaus größten Anteil, nämlich ca. 90 Prozent!

In Österreich sind zurzeit ungefähr 7-8 Prozent der Erwachsenen an Diabetes erkrankt, wobei man zusätzlich eine Dunkelziffer in gleicher Höhe annimmt.

Was ist so schlimm an Diabetes mellitus?

Diese Erkrankung ist heimtückisch, denn sie tut nicht weh. Viele Menschen merken nicht, dass sie einen erhöhten Blutzuckerspiegel haben. Eigentlich fühlt man sich relativ „normal“, auch wenn man einen erhöhten Wert hat. Aus diesem Grund bleibt der Typ 2 Diabetes bei älteren Menschen häufig lange unentdeckt.

Heimtückisch ist diese Krankheit vor allem auch deswegen, weil ein schlecht oder gar nicht eingestellter Diabetes nach mehreren Jahren zu Folgekomplikationen (den so genannten Spätschäden) führt.

Diabetes Mellitus – Die Erkrankung

Der Mensch gewinnt seine Energie durch Aufnahme von Nahrung. Die wichtigste Energiequelle stellt hier die Glukose (= Traubenzucker) dar. Sie wird im ungünstigsten Fall als Zucker selbst zugeführt oder durch verschiedene Abbauvorgänge aus Kohlenhydraten gewonnen (kohlenhydrathältige Nahrungsmittel sind z.B. Brot, Nudeln, Kartoffeln, Obst, Reis,…). Glukose steht in der Blutbahn den Körperzellen jederzeit als Energielieferant zur Verfügung und wird auch in der Leber als Glykogen gespeichert.

Nach jeder Mahlzeit steigt (auch beim Gesunden) der Zuckerspiegel im Blut an. Genau an diesem Punkt tritt das in der Bauchspeicheldrüse produzierte Hormon Insulin in Aktion. Damit Glukose aus der Blutbahn in die Körperzellen „eintreten“ kann, benötigt der Körper Insulin. Das heißt durch Insulin wird der Blutzuckerspiegel wieder gesenkt. Man kann das Insulin bildlich mit einem Schlüssel vergleichen, der die Tür der Körperzellen für den Eintritt der Glukose öffnet, damit dort in der Folge Energie gewonnen werden kann.

Funktioniert dieser Übertritt von den Blutgefäßen in die Körperzellen nicht, entwickelt sich die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus mit allen ihren Folgeschäden. Andererseits können die Organe, insbesondere das Gehirn, ohne Glukose nicht arbeiten. Die Aufrechterhaltung eines bestimmten Blutzuckerspiegels ist daher lebensnotwendig.

Untersuchungen haben gezeigt, dass der Typ 2 Diabetes zu den häufigsten chronischen Erkrankungen der Welt gehört. Die prognostizierte explosive Zunahme der Typ 2 Diabetes-Fälle auf dem gesamten Globus lässt sich zum Teil dadurch erklären, dass die durchschnittliche Lebenserwartung steigt, und dadurch die Menschen auch länger mit Diabetes leben. Andererseits tragen natürlich auch die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zur Entwicklung von Diabetes bei. Übergewicht und mangelnde körperliche Bewegung sind wesentliche Risikofaktoren für diese Erkrankung!

Formen des Diabetes mellitus

Typ 1 Diabetes (juveniler Diabetes)

Typ 1 Diabetes macht nur ca. 10-15 Prozent aller Diabetes mellitus – Fälle aus und manifestiert sich meist im Kindes- oder Jugendalter.

Die Ursachen für diese Diabetes-Form sind nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich ist aber ein Zusammenspiel von erblicher Belastung, Fehlsteuerung des Immunsystems (Autoimmunerkrankung) und Umweltfaktoren (Viruserkrankung, ..) verantwortlich. Typ 1 Diabetes kann vererbt werden. Oft ist bei Ausbruch der Zuckerkrankheit unter den Verwandten noch kein weiterer Fall von Diabetes bekannt. Trotzdem haben Geschwister und Kinder von Typ 1 Diabetikern immerhin ein Risiko von etwa 5 Prozent, auch an Typ 1 Diabetes zu erkranken.

Diese Diabetesform hat nichts mit zuviel Zucker in der Nahrung zu tun. Sie entsteht über Jahre durch chronisch fortschreitende Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Ist ein bestimmtes Maß der Schädigung erreicht, entwickelt sich der Typ 1 Diabetes recht schnell – meist über wenige Wochen. Die Bauchspeicheldrüse produziert zuwenig oder überhaupt kein Insulin mehr. Typ 1 Diabetiker müssen daher ihr Leben lang Insulin spritzen!

Typ 2 Diabetes (Altersdiabetes)

Dieser Diabetes-Typ tritt erst im fortgeschrittenen Lebensalter auf. Ein untrügliches Kennzeichen bei der Mehrzahl der Personen ist das Übergewicht. Nur ca. 20 Prozent der Typ 2 Diabetiker haben annähernd normales Körpergewicht.

Ursache ist hier nicht die Schädigung der insulinproduzierenden Zellen (= Langerhans’sche Inseln) der Bauchspeicheldrüse und der schwere Insulinmangel, sondern es liegt eine unzureichende Wirkung des Insulins und dadurch ein relativer Insulinmangel vor. Die Bauchspeicheldrüse produziert eigentlich vorerst genügend Insulin, aber der Einstrom des Blutzuckers in die Zellen der meisten Körperorgane ist gestört. Dies nennt man Insulinresistenz. Ursache dafür ist ein Mangel an Insulinrezeptoren in den Zellmembranen (z.B. von Fettzellen).

Es wird also mehr Insulin als normal benötigt. Die Bauchspeicheldrüse wird überfordert und ihre Funktion nimmt daher allmählich ab. Typ 2 Diabetes beginnt meist schleichend und kann viele Jahre gänzlich unbemerkt bleiben.

Für die Entstehung dieser Diabetes-Form werden neben der erblichen Veranlagung hauptsächlich folgende auslösende Faktoren verantwortlich gemacht:

  • Falsche Ernährung mit Übergewicht, Fettsucht und Bluthochdruck
  • Bewegungsmangel
  • Stressfaktoren (Infekte, Operationen, andere akute Erkrankungen)
  • Medikamente

Insbesondere das Übergewicht fördert die Ausbildung des Typ 2 Diabetes. Durch Vorbeugung und Vermeidung von Übergewicht kann in vielen Fällen der Ausbruch der Erkrankung ausbleiben oder zumindest zeitlich verschoben werden. Wenn sich die Erkrankung aber schon manifestiert hat, kann man mit Ernährungsumstellung (Diät) und regelmäßiger Bewegung anfangs recht gute Erfolge erzielen (Abnahme der Insulinresistenz, Normalisierung des Blutzuckers). Bei Bedarf muss eine begleitende Therapie mit Blutzucker senkenden Medikamenten begonnen werden. Erst später, wenn der Körper kein eigenes Insulin mehr produziert, benötigt auch der Typ 2 Diabetiker Insulinssubstitution (Insulin-Spritzen).

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)

… ist eine Blutzuckererhöhung, die erstmals während der Schwangerschaft auftritt und meist nach der Geburt wieder verschwindet. Das liegt daran, dass der Körper während der Schwangerschaft mehr Insulin benötigt und dieser Bedarf von der Bauchspeicheldrüse nicht immer vollständig gedeckt werden kann. Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, haben auch ein hohes Risiko, später an Typ 2 Diabetes zu erkranken. Sie sollten daher regelmäßig Kontrollen durchführen lassen.

Symptome, die auf eine Diabetes mellitus Erkrankung hinweisen:

Es müssen nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten und es kommt auch vor, dass für einen langen Zeitraum keinerlei Anzeichen erkennbar werden. Symptome:

  • Müdigkeit
  • Vermehrter Harndrang
  • Vermehrtes Durstgefühl
  • Gewichtsverlust bei unveränderten Ernährungs- und Lebensgewohnheiten
  • Verstärktes Hungergefühl
  • Juckreiz
  • Anfälligkeit für Hautinfektionen
  • Schlechte Heilungstendenz bei Verletzungen und Entzündungen
  • Schmerzen und Kribbeln in den Extremitäten (Arme, Beine)
  • Verschlechterung des Sehvermögens
  • Erhöhte Infektanfälligkeit

Erkennung, Diagnose und Kontrolle des Diabetes mellitus

Die Diagnose „Diabetes“ beruht auf dem Nachweis erhöhter Zuckerwerte im Blut, sowie der Ausscheidung von Zucker im Harn.

Daher ist es wesentlich regelmäßig Kontrollen durchführen zu lassen, vor allem, wenn Sie zu einer Risikogruppe gehören (Übergewicht, Blutsverwandter mit Diabetes,…)! Die Humanitas – Apotheke führt natürlich Teststreifen zur Kontrolle des Harnzuckers (für die Überprüfung zu Hause). Oder kommen Sie doch vorbei und lassen sich von uns Ihren Blutzuckerwert bestimmen!

HbA1c-Wert:

Hämoglobin (Blutfarbstoff) ist ein Eiweißkörper der roten Blutkörperchen, der sich in gewissem Ausmaß unlösbar mit Glukose verbindet. Diese Bindung mit Zucker (Verzuckerung) hängt vom durchschnittlichen Blutzuckerwert eines Menschen ab. Bei einem Stoffwechselgesunden, der einen mittleren Blutzucker von 90 mg/dl hat, sind 5 % aller Hämoglobinmoleküle unzertrennlich mit Glukose verbunden (= glykosiliert). Auch bei gut eingestellten Diabetikern beträgt der Anteil des glykosilierten Hämoglobins etwa 5-6 % (d.h. der HbA1c beträgt 5-6).

Wenn der mittlere Blutzucker jedoch höher ist, werden sich auch mehr Hämoglobinmoleküle mit Glukose verbinden, womit sich der HbA1c-Wert erhöht. Da die verzuckerten Hämoglobine vom Körper nach bis zu 90 Tagen wieder abgebaut werden, spiegelt dieser HbA1c-Wert den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten 90 Tage wider (= „Langzeitzucker“).

Die Kontrolle dieses Wertes verhindert Selbsttäuschung bzw. „Austricksen“ des Arztes.

Spätschäden und Folgekomplikationen

Besonders betroffen sind die kleinen Blutgefäße (diabetische Mikroangiopathie), vor allem am Augenhintergrund und an den Nieren. Veränderungen an den großen und mittleren Gefäßen (diabetische Makroangiopathie) schädigen Gehirn, Herz und Beine. Auch die Nerven können in Mitleidenschaft gezogen werden (diabetische Polyneuropathie). Folgekomplikationen können sein:

  • Erkrankungen des Augenhintergrundes, Netzhautschädigung (Retinopathie)
  • Nierenerkrankung (Nephropathie)
  • Nervenschädigung (diabet. Polyneuropathie)
  • Veränderungen der großen Gefäße (Makroangiopathie)

Konsequenz der Spätschäden sind Sehbehinderung bis zur Erblindung, Nierenversagen, Herzinfarkt und Schlaganfall, sowie häufig Amputation der äußeren Extremitäten, insbesondere der Füße.

Aber: durch gut eingestellte Therapie können Spätschäden verhindert oder lange hinausgezögert werden!

Therapie

Die Therapie richtet sich nach Diabetes-Typ und Stadium der Erkrankung.

Typ 1 Diabetes:
Bei dieser Art von Diabetes muss der Patient ein Leben lang Insulin spritzen. Insulin ist ein Hormon, das (beim Gesunden) in der Bauchspeicheldrüse in den so genannten Langerhans’schen Inseln gebildet wird. Es ist das einzige Hormon des Körpers, das einen Abfall des Blutzuckerspiegels bewirkt. Insulin für Diabetiker wurde früher aus Bauchspeicheldrüsen von Rindern und Schweinen gewonnen und wird heutzutage gentechnologisch hergestellt.

Es gibt verschiedene Arten von Insulin:

  1. Normalinsuline: klare Insulinlösungen mit raschem Wirkungseintritt und kurzer Wirkdauer. (Ein spezielles Insulin-Analogon ist das Insulin „lispro“ mit einem sehr schnellen Wirkungseintritt.)
  2. Verzögerungsinsuline: um die Anzahl der Injektionen zu reduzieren und eine länger dauernde Wirkung zu erzielen. Man unterscheidet hier wiederum mittellang (10-20 Std.) und lang (~ 30 Std.) wirkende Insuline.
  3. Kombinationsinsuline: Gemische von Normalinsulin und Verzögerungsinsulinen in unterschiedlichen Mengenverhältnissen gewährleisten raschen Wirkungseintritt mit mittellanger Wirkung.

Handhabung:

Insulinvorräte müssen im Kühlschrank aufbewahrt werden (nicht im Tiefkühlfach!). Die Durchstichflasche bzw. der Pen für den täglichen Gebrauch können jedoch bei Zimmertemperatur gelagert werden. Insulinsuspensionen müssen vor der Verabreichung homogenisiert werden (rollen, aber nicht schütteln)!

Warum muss man Insulin spritzen? Warum kann man es nicht schlucken?

Insulin ist ein Hormon und somit ein Eiweißkörper. Es würde bei oraler Einnahme (Tabletten, Kapseln usw.) wie jedes andere Eiweiß im Magen verdaut und somit unwirksam werden. Damit Insulin in die Blutbahn gelangt, muss es injiziert werden. (Es wird zurzeit auch versucht ein inhalatives Insulin zu entwickeln.)

Typ 2 Diabetes:

Die beste und wichtigste Medizin, vor allem beim Typ 2 Diabetes, ist eine gesunde Ernährung und viel Bewegung! Viele DiabetikerInnen sind übergewichtig und könnten durch einige Kilo Gewichtsabnahme ihre Blutzuckerwerte stark verbessern. Zusätzliche Unterstützung geben Medikamente, die den Blutzucker senken. Diabetes ist eine fortschreitende Erkrankung, weil die körpereigene Insulinproduktion im höheren Lebensalter immer weiter abnimmt. Deshalb müssen regelmäßig Kontrollen durchgeführt und die Medikamente angepasst werden. Erst, wenn durch Tabletten (orale Antidiabetika) keine ausreichende Wirkung mehr erzielt werden kann, werden Typ 2 Diabetiker auf Insulin umgestellt.

Orale Antidiabetika:

  1. Es gibt solche, die den Blutzuckerspiegel senken durch Steigerung des Glukoseverbrauchs in Muskel-, Fett- und Darmgewebe (= „Biguanid-Derivate“).
  2. Andere verlangsamen den Abbau von Kohlenhydraten zu Glukose und verzögern dadurch den Blutzuckeranstieg nach dem Essen (= „Alfa-Glucosidase-Hemmer“).
  3. Eine dritte Gruppe stimuliert die Insulinfreisetzung aus der Bauchspeicheldrüse und kann daher nur bei funktionierender Insulinproduktion eingesetzt werden (= „Sulfonylharnstoffe“, „Repaglinide“).
  4. Wieder andere erhöhen die Empfindlichkeit auf das körpereigene Insulin (= „Insulinsensitizer“).
  5. Zu guter letzt gibt es auch noch pflanzliche Antidiabetika (Guar, Bohnenschalen, Chrom).

Wichtige Begleitmaßnahmen für Diabetiker

  • Ausreichende Fußpflege: Da der Diabetiker durch die vorher erwähnten Nervenschäden Verletzungen z.B. an den Füßen nicht mehr spürt, müssen die Füße gut gepflegt (keine eingewachsenen Nägel, aufgesprungene trockene Fersen, ..) und regelmäßig kontrolliert werden. Ansonsten kann es durch die verschlechterte Wundheilung zu offenen Stellen, Geschwüren usw. kommen.
  • Versorgung mit Vitamin E und Vitamin C (Antioxidantien). Durch die schlechtere Durchblutung bei Diabetikern (durch Gefäßschäden) kommt es an einigen Stellen des Körpers zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff. Hier können freie Radikale entstehen, die wiederum die Zellen des Körpers schädigen. Antioxidantien fangen diese freien Radikale ab und beugen diesen Schäden vor.
  • Durchblutungsfördernde Bäder, z.B. mit Eukalyptusöl usw.; Kneippen; Massagen;
  • Viel Bewegung an frischer Luft ist für Diabetiker besonders wichtig!

Zusammenfassend kann man sagen:

Diabetes kann viele Jahre ohne Symptome und gänzlich unbemerkt bleiben. Früherkennung ist hier sehr wichtig, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass eine rechtzeitige Erkennung und gezielte medizinische Behandlung neben einer vernünftigen Ernährung und körperlichen Betätigung die wichtigsten Voraussetzungen sind, um den Organismus vor Schäden zu bewahren!

Bei weiteren Fragen beraten wir Sie gerne in der Marien – Apotheke!